Dieses ständige „müssen“!
Die einzige unumstössliche Tatsache ist, dass ich irgendwann meinen Platz auf dieser Erde räumen muss. Aber bis zu diesem Tage habe ich das Recht auf meinen eigenen Willen, jedoch die Konsequenzen die sich daraus ergeben muss ich natürlich selbst verantworten. Wenn ich der Meinung bin, dass ich im falschen Job bin, kann ich natürlich alles hinschmeissen, es steht mir völlig frei dies zu tun.
Aber die sich daraus entwickelnde Konsequenz wird eine Kettenreaktion auslösen, die den ein oder anderen in einen tiefen Abgrund reissen kann. Auch wenn ich das Recht auf meinen freien Willen habe, kann und darf, ich diesen niemals so ausleben das ich anderen damit Schaden zufüge.
Beispiel: Als Familienoberhaupt und vielleicht sogar als Alleinverdiener kann ich nicht von heute auf morgen beschliessen, dass ich ab sofort nicht mehr zur Arbeit gehen werde, weil mir mein Job keinen Spass macht! Das würde unweigerlich dazu führen das alle Familienmitglieder ihre Lebensgrundlage entrissen bekommen. Eine solche Kettenreaktion wäre fast nicht mehr aufzuhalten. Wenn ich mir aber sicher bin, dass ich im falschen Job bin, körperliche oder psychische Symptome mir Zeichen geben das ich in meinem Leben etwas verändern sollte, muss ich mir einen Plan erarbeiten, um einen Jobwechsel vollziehen zu können.
Auch wenn es sehr schwerfällt, ich muss mich mit meiner derzeitigen Situation erst einmal versöhnen. Das heisst nicht, das ich anfangen muss meine Arbeit, Chef, etc. zu mögen. Vielmehr muss ich lernen, die problematische Situation auf sachlicher Ebene anzuschauen. Oft kann es helfen sich die Vorteile und Nachteil schriftlich gegenüber zustellen. Die Punkte die am meisten „Gefühlsausbrüche“ verursachen kann man so nun herausarbeiten. Alle Situationen auf einmal bearbeiten zu wollen, wird nicht funktionieren. Also nehme ich mal nur eine und ärgere mich so richtig, mit allem, was dazu gehört. Kurz gesagt einfach mal „Dampf“ ablassen! Wenn ich mit schimpfen, fluchen und Selbstbemitleidung dann fertig bin, ist es an der Zeit, den Blickwinkel auf die Situation zu verändern.
Dazu erschaffe ich mir vor meinem geistigen Auge einen Avatar. Ich nehme mich persönlich komplett heraus und lasse meinen Avatar nun die ganze Problematik analysieren. Ich sollte mich immer wieder fragen, ob ich nicht eventuell die ausschlaggebende Kraft bin, die aus einer verzwickten Situation ein Horrorszenario macht? Ist das, was ich wahrnehme nur meine negative Interpretation, oder sind es belegbare Fakten?
Habe ich z. B. Mist gebaut und kann nur mit der Kritik nicht umgehen, weil es an meinem Ego kratzt, oder sehe ich mich als Opfer einer Verschwörung oder Intrige? Jede Situation hat viele Seiten, wie man sie anschauen kann. Da wir uns ja nun mit der Situation versöhnen wollen beginnen wir damit, alles positive das wir finden können, herauszuarbeiten. Jede Kleinigkeit ist wichtig. Wie war das Wetter an diesem Tag, wie gut habe ich geschlafen, gab es am Vortag eine Situation, die ich noch nicht verarbeitet hatte, habe ich mich auf der Fahrt zur Arbeit über andere Verkehrsteilnehmer geärgert? Es gibt viele Fragen, die man stellen kann, um mögliche Fehlerquellen zu identifizieren. Beispiel: Wenn ich am Abend davor einen Streit mit meinem Partner oder Partnerin hatte, der im Nachhinein leider zu keiner Klärung führte, nehme ich diese Emotionen und Gedanken mit in den nächsten Tag. Es wird mir schwerfallen den ganzen Tag freundlich und sachlich zu reagieren. Im besten Falle ziehe ich mich völlig zurück, versuche schwierigen Menschen oder Situationen aus dem Weg zugehen und bete das der Tag bald vorüber ist.
Es ist oft nicht so ganz offensichtlich, was genau an einer schwierigen Situation nun positiv sein soll. Eines haben sie jedoch gemeinsam, solche Ereignisse sind zum lernen und erfahren da. Diese Erfahrungswerte, auch wenn es im Moment absolut noch keinen Sinn macht, werden zwangsläufig auf dem weiteren Lebensweg immer wieder einmal gebraucht. Bin ich mit der Situation in Frieden, wird es viel leichter, richtig auf weitere Zenarien zu reagieren.